Nachhaltig Bauen: Alles Wichtige über nachhaltige Architektur

Nachhaltiges Bauen orientiert sich an den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziokulturellem. Auch in der Architektur auf Nachhaltigkeit zu achten, leistet nicht nur einen großen Beitrag zum Umweltschutz, sondern hilft ebenfalls dabei, das Wohnen für zukünftige Generationen ansprechend und bezahlbar zu gestalten. Um allerdings tatsächlich nachhaltig Bauen zu können gibt es rund um den Standort, die Materialwahl und den Energieverbrauch einiges zu beachten.

In den letzten Jahren fand in vielen Bereichen unseres Lebens ein Umdenken statt – mit der Abschaffung von Einwegplastik, dem Umstieg auf E-Autos und der vermehrten Nutzung erneuerbarer Energien haben wir bereits große Schritte zu einer nachhaltigen Lebensweise unternommen. Damit sollen der CO₂-Ausstoß verringert und knappe Ressourcen geschont werden. Diese neue Denkweise ist in beinahe allen Bereichen unseres Alltags angekommen, nimmt stetig an Bedeutung zu und beeinflusst unsere tagtäglichen Entscheidungen. So ist es keine Überraschung, dass das nachhaltige Denken auch die Architektur erreicht hat. Wie genau sich das auf den Bau neuer Gebäude auswirkt und wie Nutzer davon sogar profitieren können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was bedeutet „nachhaltig Bauen“?

Nachhaltigkeit – eine Definition

Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat viele kompliziert klingende Definitionen. Dabei ist das Prinzip dahinter ein relativ einfaches. Beim nachhaltigen Denken und Handeln werden zukünftige Generationen und das Schicksal unseres Planeten berücksichtigt. Bezeichnet wird Nachhaltigkeit auch als Handlungsprinzip bei der Nutzung verschiedener Ressourcen. Dabei werden nur die Ressourcen verbraucht, die nachwachsen oder sich regenerieren können.

Nachhaltigkeit in der Architektur

Nachhaltig Bauen und nachhaltige Architektur sind ebenfalls seit Jahren ein wichtiges Thema. Im Sinne der Nachhaltigkeitsdefinition wird darauf geachtet, beim Bau vorrangig die Rohstoffe zu nutzen, die wieder angebaut werden können oder alternativ recycelbare Materialien zu verwenden. Es bezieht sich aber nicht nur auf den Bau selbst, sondern auch die Beschaffung und den Transport der Materialien, Energieeffizienz des Hauses und die Nutzung erneuerbarer Energien. 

In diesem Sinne wirkt sich das nachhaltige Denken auf viele verschiedene Bereiche der Architektur – von der Planung, über die Beschaffung, bis hin zum Betrieb und Abriss des Gebäudes – aus.

Aspekte des nachhaltigen Bauens – Die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit

Die Nachhaltigkeit, also eine ressourcenschonende Handlungsweise, hat mehrere Dimensionen. Man spricht in diesem Fall auch von einem 3-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, welches 1997 vorgestellt wurde. Die betroffenen Bereiche sind dabei stets gleichrangig und haben Einfluss auf das Handlungsprinzip Nachhaltigkeit.

Ökologie

In der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit dreht sich alles um den Erhalt der Natur. Zum einen wird auf den Einsatz von Giftstoffen verzichtet, welche in die Umwelt gelangen und diese belasten könnten. 

Ein oft genanntes Beispiel aus der Baubranche ist Asbest, welcher seit den 30er-Jahren in Deutschland verbaut wurde. Dieser Stoff löst sich in kleine Fasern auf, die eingeatmet werden können und krebserregend sind. Zement ist ein sogenannter „Klimakiller“, da bei seiner Herstellung sehr viel Energie benötigt wird. 

Zum anderen ist auch der ressourcenschonende Einsatz von Rohstoffen von großer Bedeutung für die ökologische Säule der Nachhaltigkeit. Hier liegt der Fokus vordergründig auf Baustoffen, welche schnell nachwachsen und wieder angebaut werden können. Auch die Energieeffizienz des fertigen Hauses ist Teil der ökologischen Qualität. Der Transportweg, welchen die Baustoffe zurücklegen müssen, zählt ebenfalls zu den ökologischen Faktoren.

Ökonomie

Die ökonomische Dimension ist nicht ausschließlich auf Gewinn ausgerichtet. Vielmehr liegt der Fokus darauf, einen Lebensstandard und eine angenehme Lebensqualität auch für nachfolgende Generationen zu erhalten. Nachhaltigkeit im Bauwesen betrachtet dabei die Kosten, die beim Bau entstehen (Errichtungskosten), die Kosten, welche das Haus im Laufe seines „Lebens“ verursacht (Lebenszykluskosten) und die Kosten, welche für Abriss und Entsorgung anfallen würden (Rückbaukosten). Auch hier spielen Materialwahl und Energieeffizienz eine große Rolle, da diese einen Einfluss auf die verschiedenen Kosten haben.

Soziokulturelles

In der sozialen und kulturellen Dimension geht es vor allem um Verteilungsgleichheit, Bekämpfung der Armut und Chancengleichheit. Bei der Planung nachhaltiger Gebäude sollte deshalb nicht allein auf die verwendeten Rohstoffe und Energieeffizient geachtet werden. 

Zum einen spielt Funktionalität eine große Rolle. Ob das Gebäude etwa als Wohnraum oder für gewerbliche Zwecke dient und welche weiteren Anforderungen dies mit sich bringt, muss beachtet und in die Planung einbezogen werden. Auch die Gesundheit und Sicherheit der Nutzer sind von großer Bedeutung wenn es darum geht, wirklich nachhaltig Bauen zu können. 

Die Gestaltung und Ästhetik sind ein weiterer Punkt der sozialen Dimension. Ebenso ist es wichtig, dass Wohnungen und Häuser auch für finanziell schwächer gestellte Menschen bezahlbar sind und Bauvorhaben nicht nur in den Hotspots der Städte umgesetzt werden. Hier spielen Lage sowie geringe Lebenszykluskosten eine große Rolle und müssen bei der nachhaltigen Planung beachtet werden.

Nachhaltige Materialien (Architektur)

Lebenszyklus von Baustoffen

Nachhaltige Materialien spielen in der Architektur eine besonders große Rolle. Ohne sie kann die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit nicht erfüllt werden. Dazu ist es wichtig, den gesamten Lebenszyklus von Baustoffen zu betrachten, um die bestmögliche und umweltfreundlichste Entscheidung zu treffen. 

Der Lebenszyklus von Baustoffen beginnt bei der Herstellung. Natürliche Materialien, die nachwachsen, sind besonders beliebt. Diese haben auch den entscheidenden Vorteil, dass sie meist am Ende ihres Lebenszyklus recycelt werden können. Dabei sollte jedoch auf die Behandlung und weitere Verarbeitung geachtet werden, da diese die Recycelbarkeit mindern können. 

Auch der Transport ist Teil des Lebenszyklus und sollte beim nachhaltigen Bauen nicht außer Acht gelassen werden. Aus der Region bezogene Materialien und Baustoffe sind entsprechend nachhaltiger als Importe, die einen langen Transportweg hinter sich haben. 

In der Regel werden verwendete Baumaterialien beim Umbau oder Abriss entsorgt – für viele Baustoffe die letzte Station im Lebenszyklus. Werden beim Bau jedoch nachhaltige, natürliche Materialien gewählt, können sie recycelt werden und ihren Lebenszyklus fortsetzen.

Nachhaltige Materialien für den Hausbau

  • Holz – Das Material schlechthin für nachhaltiges Bauen: Holz ist einer der ältesten und beliebtesten Baustoffe überhaupt und zudem besonders umweltfreundlich. Der nachwachsende Rohstoff wächst beinahe überall und kann auch lokal beschafft werden. Zudem weist er fantastische Wärmedämmungseigenschaften auf und ist belastbar. Jedoch sollte bei der Behandlung mit Chemikalien darauf geachtet werden, die umweltfreundlichen und recycelbaren Eigenschaften des Holzes nicht zu zerstören.
  • Lehm – Auch Lehm gehört zu den ökologischen Baustoffen, die seit Jahrtausenden im Hausbau verwendet werden. Bereits die Römer nutzen das Gemisch aus Ton und Sand. Da es sich bei Lehm um ein extrem robustes Material handelt, sind viele Lehmgebäude aus dem Altertum noch heute erhalten. Dicke Lehmwände besitzen außerdem ausgezeichnete isolierende Eigenschaften, die ihren Vorteil vor allem in den Sommermonaten offenbaren. Auch bei hohen Außentemperaturen bleibt es in den Innenräumen angenehm kühl – ganz ohne Stromverbrauch und den Einsatz einer teuren Klimaanlage. Zudem hat der nachhaltige Baustoff Lehm eine hervorragende CO₂-Bilanz und kann zu 100 % recycelt werden.
  • Ton – Da Ton in Lehm enthalten ist, verhält sich dieses Material sehr ähnlich. Dieser vollkommen natürlich Baustoff wird ebenfalls seit vielen Jahrhunderten zum Hausbau genutzt und eignet sich fantastisch, um ein nachhaltiges Haus zu bauen. Die exzellente Isolierung von Ton sorgt dafür, dass Räume in Sommer kühl und im Winter warm bleiben. Zudem speichern Tonwände auch Feuchtigkeit, welche sie bei Bedarf wieder abgeben. Das sorgt stets für ein angenehmes Raumklima.
  • Schilf – Schilf als Baustoff findet man vorwiegend in Norddeutschland, Skandinavien und England Doch auch in anderen Teilen der Welt, wie Asien oder Afrika, finden sich die mit Schilf gebauten sogenannten Reetdächer. Schilf ist ein in höchstem Maße klimafreundlicher Baustoff. Bereits beim Anbau bindet er CO₂ aus der Luft. Regen oder Schnee müssen mit einem Schilfdach auch nicht gefürchtet werden, da es unempfindlich gegenüber Feuchtigkeit ist. (Mehr zum Thema Dachausbau)
  • Ziegel – Wieder einmal ist es ein traditioneller Baustoff, der sich als besonders umweltfreundlich erweist. Ziegel bestehen aus Lehm und gehören zu den ältesten künstlichen Baustoffen überhaupt. Da sie extrem robust und langlebig sind und dabei nur geringfügige Wartungsarbeiten verursachen, zählen auch die guten, alten Ziegelsteine mit zu den besten Materialien, wenn es um nachhaltiges Bauen geht.

Nicht nachhaltige Baustoffe – Was sind die größten Umweltverschmutzer?

  • Beton – Obwohl Beton prinzipiell aus natürlichen Stoffen (Wasser, Sand, Kies) hergestellt wird, gilt er als Klimasünder. Der Grund dafür liegt in der Herstellung. Als Bindemittel für Beton wird Zement benötigt, der bei 1400 Grad Celsius gebrannt wird. Dabei wird eine Menge CO₂ ausgestoßen, welcher die Umwelt belastet.
  • Biozide – Wie bereits erwähnt, ist Holz ein sehr nachhaltiger Baustoff, doch das hängt ganz von der weiteren Verarbeitung ab. Kommen Biozide als Holzschutzmittel zum Einsatz, können diese allergische Reaktionen hervorrufen. Einige können sogar die Keimresistenz fördern.
  • Phthalate – Dieser Weichmacher findet sich in manchen Kunststoffen, welche als Material in Innenräumen zu finden sind. Sie sind sehr schädlich für die Schilddrüse und mindern die Fortpflanzungsfähigkeit bei Männern.
  • FCKW – Diese Flurchlorkohlenwasserstoffe sind oft in Schaumstoffen und Polyurethan zu finden, welche ebenfalls in der Innenarchitektur Verwendung finden können. Diese Stoffe greifen die Ozonschicht der Erde an und zerstören sie.

Regeln & Normen

Nachhaltig Bauen – Wichtige Regulationen und Vorschriften

Wie genau die Nachhaltigkeit beim Bauen definiert wird, ist natürlich nicht jedem selbst überlassen. Hierfür gibt es Regelwerke, Empfehlungen und Vorschriften, die genau festlegen, was in der nachhaltigen Architektur zu beachten ist. Seit den 70er-Jahren wird deutschland- und auch weltweit daran gearbeitet, das nachhaltige Bauen einheitlich zu gestalten. Dazu gab es im Laufe der Jahrzehnte mehrere Beschlüsse, Verordnungen und Konferenzen:

1977Wärmeschutzverordnungbefasste sich mit Wärmeschutz von Gebäuden
legte einen zulässige Wärmedurchgangskoeffizienten für Fassaden fest
1987„Brundtland-Bericht“Konzept der nachhaltigen Entwicklung wird definiert
1992Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de JaneiroFestlegung von 27 Grundsätzen
2001Rat für nachhaltige Entwicklungnationale Reaktion auf die Konferenz in Rio
Abhaltung regelmäßiger Jahreskonferenzen
Beratung der Regierung zum Thema Nachhaltigkeit
2001Leitfaden Nachhaltiges Bauen (LFNB) und Runder Tisch Nachhaltiges BauenVeröffentlichung des ersten Leitfadens zum Thema
2002Nationale Nachhaltigkeitsstrategieerstmalige Beschließung der Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland
2002EnergieeinsparverordnungVerordnung über den energiesparenden Wärmeschutz und energiesparende Anlagentechnik bei Gebäuden
2007Integriertes Klima- und EnergieprogrammUmsetzung der europäischen Richtlinien auf nationaler Ebene in Deutschland
beinhaltet Regelungen zum Klimaschutz, zu erneuerbaren Energien und zur Energieeffizienz
2008Entwicklung des deutschen Gütesiegels für Nachhaltiges Bauen in Zusammenarbeit mit der DGNBFestlegung von 49 Kriterien für Büro- und Verwaltungsgebäude
2009Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, Nutzung regenerativer Energien zur Beheizung oder Kühlung von Gebäudenneuer Gesetzeskatalog rund um erneuerbare Energien
2009Einführung des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB)Bewertungskatalog und Kriterien für verschiedene Gebäudearten und deren Nutzung
2010Maßnahmenprogramm „Nachhaltigkeit“ des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige Entwicklungkonkrete Handlungsanweisungen für mehr Nachhaltigkeit
bezieht sich auf verschiedene Bereiche neben dem nachhaltigen Bauen
2011LFNB und BNB verbindlich für BundesbautenLFNB und BNB werden zur Pflicht für neue Bundesgebäude
2013Ergänzung des LFNB um Teil C „Empfehlungen für nachhaltiges Nutzen und Betreiben von Gebäuden“ und Teil D „Bauen im Bestand“umfangreiche Ergänzung des Leitfadens
2015Weiterentwicklung Maßnahmenprogramm „Nachhaltigkeit“ des Staatssekretärsausschusses für nachhaltige EntwicklungErgänzung des bestehenden Maßnahmenkatalogs mit konkreten Handlungsanweisungen

Leitfaden nachhaltiges Bauen

Der Leitfaden Nachhaltiges Bauen wurde 2001 zum ersten Mal durch das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat veröffentlicht. In den mehr als zwanzig Jahren seit der ersten Veröffentlichung fanden mehrere Aktualisierungen statt, welche aktuelle Entwicklungen im Klimaschutz mit einbeziehen. Dieser Leitfaden ist weniger als Gesetz zu sehen, sondern als Empfehlung für einen klimafreundlichen Bau.

Der Leitfaden besteht aus vier Teilen, welche sich je mit einem anderen Bereich des nachhaltigen Bauens auseinandersetzen:

  • Teil A – Grundsätze zum nachhaltigen Bauen
  • Teil B – Nachhaltige Baumaßnahmen
  • Teil C – Empfehlungen für nachhaltiges Nutzen und Betreiben von Gebäuden
  • Teil D – Bauen im Bestand

Dos & Don’ts – Nachhaltig Bauen

In der nachhaltigen Architektur gibt es viel zu beachten und zu bedenken. Da geht leicht der Überblick verloren, wenn die Planung des Hauses in vollem Gange ist. Eine kurze Übersicht der wichtigsten Dos and Don’ts kann hilfreich sein:

Dos beim nachhaltigen Bauen

  • Auf lange Sicht denken – Im Idealfall wird ein Haus ein Leben lang bewohnt und aus diesem Grund sollte es entsprechend geplant und unter Berücksichtigung der Lebenszykluskosten umgesetzt werden. Auch Sanierungsarbeiten, die Benutzung durch zukünftige Generationen und ein eventueller Rückbau sollten bei der Planung mit bedacht werden.
  • Material und dessen Herkunft gewissenhaft wählen – In der nachhaltigen Architektur ist die Materialwahl besonders wichtig. Dabei geht es nicht nur um die Haltbarkeit, sondern um alle Umweltfaktoren, wie die Recycelbarkeit oder die Transportwege, welche in der Nachhaltigkeit eine Rolle spielen. Auch die Auswirkung der Materialien auf die Energieeffizienz sollte bedacht werden.
  • Erneuerbare Energien nutzen – Ob Wärmepumpe oder Solarzellen, diese erneuerbaren Energien sollten beim Neubau bereits berücksichtigt und unbedingt ausgenutzt werden, wenn nachhaltig Bauen und Wohnen das Ziel ist.
  • Smart Technology einbeziehen – SmartHome Technologien können dabei helfen, Geld zu sparen und die Umwelt zu schonen. Das beginnt bei einer einfachen Automatisierung der Leuchtmittel, welche zu vorgeschriebenen Uhrzeiten gedimmt oder ausgeschaltet werden sollen. Auch die Heizung oder eine Klimaanlage können über diese Technik automatisch gesteuert werden. Das hilft beim Sparen von Energie und Geld.

Don’ts beim nachhaltigen Bauen

  • Den Standort vernachlässigen – Der Standort spielt für die Energieeffizienz eine entscheidende Rolle. Sollen etwa Solarzellen zum Einsatz kommen, ist es besonders wichtig, dass das Haus an einem sonnigen Ort steht, welcher nicht von hohen Bäumen oder anderen Gebäuden umgeben ist.
  • Zu groß bauen – Das Tiny House nimmt nicht ohne Grund stetig an Beliebtheit zu, denn kleine Räume lassen sich schneller und einfach heizen oder kühlen. Auch das sorgt für eine bessere Energieeffizienz und kann dabei helfen, die Lebenszykluskosten geringer zu halten.
  • Umweltschädliche Materialien nutzen – Werden umweltschädliche Materialien verwendet, kann das nicht nur dem Planeten schaden, sondern auch teuer enden. Bei Renovierungs- oder Abrissarbeiten müssen diese oft teuer entsorgt werden.
  • An der falschen Stelle sparen – An der falschen Stelle bei der Planung oder dem Bau zu sparen, kann sich zum späteren Zeitpunkt ebenfalls rächen. Natürlich gibt es für viele Bauteile oder Materialien günstigere, nicht nachhaltige Alternativen, die eine ebenbürtige Qualität aufweisen. Bei der Dämmung, den Fenstern oder auch der Wahl der Wärmequelle sollte jedoch definitiv nicht gespart werden, denn das kann sich negativ auf die Lebenszykluskosten auswirken.

Warum nachhaltig bauen? 6 überzeugende Gründe

1. An zukünftige Generationen denken

Gebäude haben – verglichen mit dem Menschen – eine potenziell viel längere Lebenszeit. Das älteste noch immer bewohnte Haus findet sich auf den Färöer Inseln und trägt den Namen Kirkjubøargarður. Dieser Bauernhof wurde im 11. Jahrhundert erbaut und ist heute eine der größten Attraktionen der Insel. 

Natürlich überlebt nicht jedes Haus so viele Jahrhunderte und kann noch immer als Behausung oder einem anderen Zweck dienen. Dennoch ist es üblich, dass ein solide gebautes Haus mehrere Generationen beherbergen kann. Auch Büro- oder Industriegebäude können über die Jahrzehnte oder Jahrhunderte für viele unterschiedliche Zwecke genutzt werden. Um auch diese zukünftigen Generationen und Nutzer im Blick zu behalten, ist es besonders wichtig, vorausschauend und nachhaltig zu bauen. Eine Zukunftsstudie zeigt, wie nachhaltiges Bauen die Architektur beeinflusst und wie die Bewohner davon profitieren.

2. Die Umwelt schonen

Zum Bau eines Hauses werden Materialien benötigt. Da nicht alle Rohstoffe auf unserem Planeten in unendlichen Mengen vorhanden sind, ist es ratsam, bei der Wahl genauer hinzusehen, um möglichst umweltfreundlich zu bauen. Nachwachsende und langlebige Materialien, welche lokal beschafft wurden, sind besonders geeignet. Sollte später einmal eine Sanierung vorgenommen oder das Gebäude zurückgebaut werden, empfehlen sich Stoffe, welche wiederverwendet oder recycelt werden können. 

Auf umweltschädliche, nicht recycelbare Materialien oder auf Stoffe, die einen langen Transportweg zurücklegen müssen, sollte nach Möglichkeit verzichtet werden. Somit kann auch beim ökologisch nachhaltigen Bauen ein Teil zum Umweltschutz beigetragen werden. Eine Studie zählt die wichtigsten ökologischen Gründe für das nachhaltige Bauen auf.

3. Sparsam bauen

Auch der Geldbeutel kann von der Nachhaltigkeit im Bauwesen profitieren. Die Lebenszykluskosten eines Hauses, also die Kosten, die während der gesamten „Lebenszeit“ des Hauses anfallen, können sehr hoch ausfallen. Eine nachhaltige Architektur trägt dazu bei, diese laufenden Kosten zu senken und gleichzeitig die Umwelt zu schonen. 

Beispielsweise hilft eine gute Dämmung, Heiz- oder Klimaanlagekosten zu sparen. Langlebige Bauteile sind robuster und müssen nicht so häufig ersetzt werden wie weniger langlebige Materialien. Auch die Nutzung erneuerbarer Energien, wie beispielsweise Solarenergie, sind kostengünstigere Alternativen, welche die Natur schonen. Somit wird Nachhaltigkeit nicht nur aus Umweltschutzgründen zum Vorteil, sondern zeigt sich am Ende auch im Portemonnaie. Eine nachhaltige Bauweise erhöht zudem den Verkaufswert für den Fall, dass das Eigenheim zu einem späteren Zeitpunkt wieder verkauft werden soll.

4. Gesünder leben

Die Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden profitieren ebenfalls von nachhaltiger Architektur. Natürliche Materialien sorgen für ein besseres, angenehmeres Raumklima. Im Gegenzug bedeutet nachhaltiges Bauen auch der Verzicht auf umwelt- und gesundheitsschädigendes Material. Das falsche Dämmmaterial kann sich laut Bayrischem Landesamt für Umwelt in feine Partikel auflösen und Atemwegsreizungen verursachen oder im schlimmsten Fall sogar krebserregend sein. Auch können moderne Belüftungsanlagen eingesetzt werden, die Schmutz und Allergene direkt aus der Luft filtern. Diese tragen nicht nur zur Gesundheit bei, sondern können auch langes Lüften und höhere Heizkosten verringern.

5. Wohnatmosphäre verbessern

Ein nachhaltiges Haus zu bauen, muss nicht altmodisch sein. Ganz im Gegenteil, denn Holz hat als Baustoff in den vergangenen Jahren wieder vermehrt an Beliebtheit gewonnen. Ein natürlich minimalistischer oder skandinavischer Stil liegt wieder im Trend und sorgt ganz nebenbei für eine gemütliche Wohnatmosphäre. Somit bringt die Nachhaltigkeit beim Bauen neben den positiven ökologischen und ökonomischen Vorteilen auch noch einen modernen Wohlfühlfaktor mit sich.

6. Förderungen nutzen

Ein nachhaltiges Haus zu bauen, kann sich finanziell lohnen, denn an vielen Stellen sind Förderungen für nachhaltiges Bauen erhältlich. Wird etwa eine eigene Solaranlage installiert, erhält man an vielen Stellen Zuschüsse und Förderungen, da es sich um eine erneuerbare und umweltfreundliche Energiequelle handelt. 

Auch Wärmepumpen als Alternative zu umweltschädlichen Heizungsanlagen sind förderfähig durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) oder die KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau). Ladestationen für Elektroautos, welche im Eigenheim eingebaut werden, können ebenfalls gefördert werden. Nachhaltig Bauen bringt also viele finanzielle Vorteile mit sich, die an verschiedenen Stellen genutzt werden können.

Das Zentrum Ressourceneffizienz liefert eine umfangreiche Liste vieler Kredite, Zuschüsse und Förderungsmaßnahmen rund um das nachhaltige Bauen.

Nachhaltig Bauen in Deutschland

In Deutschland wird seit mehreren Jahrzehnten an vielen Stellen über die Nachhaltigkeit nachgedacht, darunter natürlich auch in der Architektur. Als Ansporn wird der Deutsche Nachhaltigkeitspreis Architektur (DNP) verliehen, welcher besonders nachhaltige Gebäude in Deutschland auszeichnet. Ein Beispiel für nachhaltige Architektur, welches diesen Preis im Jahr 2017 erhielt, steht in München und trägt den Namen WagnisART. 

Es handelt sich dabei um ein Bauprojekt, welches Wohnraum für 300 Menschen in 138 Wohnungen und innovativen Wohn-Clustern bietet. Dieser Gebäudekomplex enthält nicht nur Dachgärten für seine Bewohner, sondern auch Platz für Cafés, Ateliers, Arztpraxen und vieles mehr. Die Innenhöfe sind als kommunale Orte im Stil von Dorfplätzen angelegt. All diese Eigenschaften decken den sozialen Aspekt der Nachhaltigkeit ab, doch auch die vom Gebäude betriebenen Fotovoltaikanlagen tragen maßgeblich zur Klimafreundlichkeit dieses Wohnkomplexes bei.

Der Preisträger des DNP Architektur im Jahr 2021 heißt SKAIO und befindet sich in Heilbronn. Seine Besonderheit? In seinem Bau wurde vorrangig der Baustoff Holz als Material verwendet, sodass sich das Gebäude zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung im Jahr 2019 mit 34 Metern das höchste Holzhochhaus Deutschlands nennen durfte. SKAIO bietet seinen Nutzern sowohl Wohn- als auch Gewerbeflächen und nach umfangreicher Lebenskostenanalyse ist es ein Modellbeispiel zukunftsträchtiger Architektur.

Nachhaltiges Bauen in Berlin? Auch hier findet sich ein Leuchtturmprojekt, welches vom Bundesumweltministerium und dem Bundesumweltamt für die Kategorie Wohngebäude mit dem Bundespreis Umwelt & Bauen ausgezeichnet wurde. Das Wohnquartier in der Sewanstraße findet sich im Berliner Bezirk Lichtenberg. Das klimaneutrale Gebäude mit seinen 99 Wohnungen wurde im Hinblick auf alle Nachhaltigkeitsanforderungen errichtet, um den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten.

Nachhaltige Stadtentwicklung

Nachhaltigkeit beim Bauen ist wichtig, kann jedoch auf lange Sicht nicht durch einzelne Modellbeispiele erreicht werden. Bei einer nachhaltigen Stadtentwicklung geht es nicht nur um Einzelbeispiele; stattdessen wird die Entwicklung der Stadt als Ganzes betrachtet. Berücksichtigt werden dabei nicht ausschließlich Umweltaspekte, sondern auch weitere Dimensionen der Nachhaltigkeit: Soziales, Kultur und die Wirtschaft spielen eine ebenso große Rolle in der nachhaltigen Stadtentwicklung wie der Umweltschutz.

Da vor allem große Ballungsräume zur Umweltbelastung werden können, ist ein klimafreundliches Bauen und Leben in der Stadt von großer Bedeutung. Hier ist die Lärm- und Luftbelastung größer als auf dem Land, doch eine nachhaltige Stadtentwicklung kann dem entgegenwirken, knappe Ressourcen schonen und letztlich auch zur Gesundheit der Stadtbewohner beitragen.

Gerade in der nachhaltigen Stadtentwicklung gibt es jedoch viele unterschiedliche Interessen, die an dieser Stelle aufeinandertreffen. Stadtbewohner, Unternehmer, Investoren und die Politik müssen Kompromisse eingehen, um ein einheitliches Konzept für die Zukunft zu finden. Nur so können soziale, ökonomische und ökologische Aspekte bei der Planung im Zusammenhang bedacht werden – nachhaltig bauen und planen ist das Stichwort. 

Hier finden sich sowohl in Deutschland als auch im Rest der Welt viele gute Ideen, um Nachhaltigkeit und Stadtleben miteinander zu verknüpfen. Das beginnt bei großen Recyclingprojekten und reicht bis hin zum Bau von Ladestationen für Elektroautos. Auch der Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel und die Schaffung von Radwegen leisten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit in der Stadt. Die Architektur ist in diesem Fall nur ein kleines Puzzleteil im umfangreichen Projekt der Nachhaltigkeit.

Green Building – Was ist das?

Der Begriff „Green Building“ stammt aus dem Englischen und beutetet übersetzt „grünes Gebäude“. Damit ist in diesem Zusammenhang selbstverständlich nicht die Fassadenfarbe gemeint, sondern ein Gebäude, welches nach dem Handlungsprinzip der Nachhaltigkeit geplant und gebaut wurde. Ein Gebäude muss viele verschiedene Voraussetzungen erfüllen, um als Green Building für nachhaltiges Bauen zertifiziert zu werden. Dennoch lassen sich drei Voraussetzungen grob zusammenfassen:

  • Das Gebäude nutzt alle Ressourcen, z. B. Wasser, Strom, Energie, effizient (energieeffizientes Bauen).
  • Das Gebäude trägt zu einer Reduzierung von Abfall, Umweltverschmutzung und Umweltzerstörung bei.
  • Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Nutzer oder Bewohner sind in diesem Gebäude geschützt.

Zertifizierung nachhaltiges Bauen

Um die Nachhaltigkeit in der Architektur zu vereinheitlichen und einen Orientierungspunkt zu schaffen, wurden im Jahr 2009 von der „Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen“ Zertifizierungen eingeführt. Dieses Zertifizierungssystem sorgt dafür, dass Bauherren mehr Planungssicherheit erhalten und Nachhaltigkeit zu einer messbaren und vergleichbaren Größe wird. 

Zudem gibt es unterschiedliche Varianten des Zertifizierungssystems für Gebäude, Quartiere und Innenräume, welche in der Planung und im Bau nachhaltiger Architektur helfen. Das System orientiert sich an den drei Aspekten der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Sozio-kulturelles. Dabei wird vor allem der Lebenszyklus, die Ganzheitlichkeit und auch die Performanceorientierung betrachtet.

Da Gebäude einen langen Lebenszyklus haben, besteht natürlich auch die Möglichkeit, eine bestimmte Phase oder Stufe von der DGNB zertifizieren zu lassen. Dabei vergibt die Gesellschaft Zertifikate für nachhaltiges Bauen in Platin, Gold, Silber und Bronze.

Planung:

DGNB Vorzertifikat für Neubauten

DGNB Vorzertifikat für Quartiere

DGNB Zertifikat für Quartiere (Planung/Erschließung)

Bau:

DGNB Zertifikat für Neubauten

DGNB Zertifikat für Innenräume

DGNB Zertifikat für Quartiere

Betrieb:

DGNB Zertifikat für Gebäude im Betrieb

Bestand / Umbau / Sanierung:

DGNB Zertifikat für Bestandsgebäude

DGNB Zertifikat für Sanierung

DGNB Zertifikat für Innenräume

Lebensende:

DGNB Zertifikat für Rückbau

Ergänzende Informationen zum Ablauf der Zertifizierung, Vorteilen und Kriterien gibt es im folgenden Dokument.

Neben der DGNB vergibt auch der Staat durch unabhängige Zertifizierungsstellen das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG). Um dieses Siegel zu erhalten, müssen ebenfalls die ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Dimensionen erfüllt und ein entsprechender Nachweis erbracht werden. Das QNG unterscheidet zwischen den Anforderungsniveaus „Plus“ und „Premium“.

Wirtschaftliche und politische Dimensionen des nachhaltigen Bauens

Die Nachhaltigkeit spielt in der deutschen Politik eine tragende Rolle und hat in den letzten Jahrzehnten stetig an Bedeutung gewonnen. Die Vereinten Nationen haben mit der Agenda 2030 17 Nachhaltigkeitsziele gesetzt, welche in der deutschen Politik umgesetzt werden sollen. Konkret dient dieser globale Plan „zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten“.

Mehr zu den Sustainable Development Goals (SDGs) erfahren

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen

  • Keine Armut
  • Kein Hunger
  • Gesundheit und Wohlergehen
  • Hochwertige Bildung
  • Geschlechtergleichheit
  • Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
  • Bezahlbare und saubere Energie
  • Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  • Industrie, Innovation und Infrastruktur
  • Weniger Ungleichheiten
  • Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • Nachhaltiger Konsum und Produktion
  • Maßnahmen zum Klimaschutz
  • Leben unter Wasser
  • Leben an Land
  • Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  • Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

Diese Nachhaltigkeitsziele beziehen sich selbstverständlich auch auf das nachhaltige Bauen.  Nachhaltigkeit auch in Städten und Gemeinden zu erreichen, ist eine der Prioritäten und spiegelt sich im SDG 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden wider (mehr zum SDG 11 erfahren). 

Bei einigen weiteren der 17 SDGs lassen sich ebenfalls Verbindungen zu einer oder mehreren Komponenten des nachhaltigen Bauens ziehen. Viele der in den letzten Jahren verabschiedeten Gesetze und Regelungen, die bereits erwähnt wurden, zielen auf die Nachhaltigkeit und den Umweltschutz ab, wovon der Bau nicht ausgenommen ist.

Nachhaltig Bauen ist natürlich auch aus wirtschaftlicher Perspektive ein wichtiger Punkt, von dem sogar profitiert werden kann. Hier findet seit vielen Jahren bereits ein Umdenken statt, sodass der Faktor Nachhaltigkeit zunehmend wichtiger wird. Zwar muss im Sinne der Nachhaltigkeit beim Bau und bei der Wahl der Materialien zu Beginn oft etwas tiefer in die Tasche gegriffen werden. Mit Blick auf die Lebenszykluskosten zahlt es sich jedoch aus, nachhaltig und klimafreundlich zu bauen. Viele nachhaltige Materialien sind robuster, langlebiger und können günstiger recycelt werden. Viele Wirtschaftszweige profitieren daher sogar vom Konzept der Nachhaltigkeit.

Entwicklungstreiber des nachhaltigen Bauens

Die Politik ist einer der größten Entwicklungstreiber der nachhaltigen Architektur. Es gibt diverse Förderprogramme, z.B. für Wärmepumpen, Solaranlagen, E-Autos oder deren Ladestationen und vieles mehr, die einen Anreiz bilden, beim Bau auf Nachhaltigkeit zu achten. 

Zudem gibt es ein Anreizprogramm Energieeffizienz vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, welches einen Zuschuss gewährt, wenn eine alte Heizanlage durch eine moderne, effiziente Anlage ersetzt wird. Auch die Bundesförderung für effiziente Gebäude gewährt einen Kredit oder Zuschuss für nachhaltige Gebäudegestaltung. Die Nachhaltigkeit in der Architektur – ob beim Neubau oder in der Sanierung – wird an vielen verschiedenen Stellen vom Staat gefördert und unterstützt, um diese Entwicklung optimal zu unterstützen.

Herausforderungen beim nachhaltigen Bauen

Für zukünftige Generationen und den Erhalt wichtiger Rohstoffe ist es wichtig, in der Architektur auf Nachhaltigkeit zu achten. Dennoch stellt dies Architekt:innen und künftige Hausbesitzer vor viele Herausforderungen, die es zu bewältigen gibt. Neben der Wahl der Materialien und der Finanzierung stellen sich weitere Fragen, zu denen es aktuell keine abschließende Antwort gibt. Dazu gehören Themen wie die zukünftige Entwicklung von Technologien und die Entwicklung menschlicher und gesellschaftlicher Bedürfnisse. 

Die technische Entwicklung hat innerhalb der letzten zehn Jahre große Sprünge gemacht und mit praktischen Erfindungen den Alltag vieler Menschen verändert und erleichtert. Daher fällt es schwer, einzuschätzen, welche Richtung diese Entwicklung in Zukunft einschlagen wird. Ob es sich dabei um Elektroautos, neue Energiequellen oder smarte Automatisierungen rund um das Eigenheim handelt, ist nicht einfach vorherzusagen.

Nicht nur die Technik verändert sich, sondern auch die Menschheit – und das bringt auch eine Veränderung der Bedürfnisse mit sich. Ein Haus, welches vor über 100 Jahren erbaut wurde, erfüllt nicht immer die Anforderungen, welche eine Familie heutzutage an ein Eigenheim hat. Genauso schwer ist es, die Bedürfnisse der Menschen in der Zukunft vorherzusehen. Da der Lebenszyklus von Wohngebäuden aber auch den Ansprüchen der kommenden Generationen gerecht werden soll, sind diese Entwicklungen von großer Relevanz.

Geht es um die nachhaltige Stadtentwicklung, ist neben gegensätzlichen Meinungen auch oft die Finanzierungsfrage ein Problemfaktor. Eine gesamte Stadt oder Gemeinde für die Zukunft zu wappnen und dabei auf Nachhaltigkeit in all ihren Dimensionen zu achten, ist eine Frage des Geldes. Diese Problematik können Gemeinden und Städte ohne die Unterstützung der Politik nicht lösen.

Dass die Zukunft der Menschheit unberechenbar ist, zeigen Katastrophen, wie die Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2021 oder die Coronapandemie, sehr deutlich. Sie haben das Potenzial, unseren Alltag und unsere Bedürfnisse grundlegend zu verändern. So kann etwa ein Vulkanausbruch und die daraus resultierende Aschewolke Solaranlagen nicht nur für kurze Zeit „erblinden“ lassen, sondern möglicherweise auch dauerhaft schädigen. Derartige Naturkatastrophen in die Städte- und Gebäudeplanung mit einzubeziehen, wird eine der größten Herausforderungen nachhaltiger Bauweise.

Fazit – Nachhaltig Bauen

Das nachhaltige Bauen ist unsere Zukunft. Zum Schutz unseres Planeten, zur Schonung der knappen Ressourcen und zum Wohl zukünftiger Generationen ist es wichtig, bei der Errichtung von Wohnhäusern oder gewerblichen Bauten auf Nachhaltigkeit zu achten. Dabei zahlen sich die verringerten Lebenszykluskosten natürlich bereits für aktuelle Generationen aus. Nur, wenn ökologische, ökonomische und soziokulturelle Aspekte bei der Planung neuer Gebäude bedacht werden, können diese auf lange Sicht ihre Dienste leisten.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Thema „Nachhaltig Bauen“

Was bedeutet nachhaltiges Bauen?

Nachhaltig Bauen richtet sich nach den drei Aspekten der Nachhaltigkeit: Ökologie, Ökonomie und Soziokulturelles. Hier werden bei Neubau oder Sanierungsarbeiten u. a. wichtige Faktoren wie Standort, Lebenszykluskosten, Materialwahl und Energieeffizienz bedacht.

Warum sollten wir nachhaltig bauen und wohnen?

Nachhaltige Architektur legt großen Wert auf geringe Lebenszykluskosten, also die Kosten, welche ein Haus vom Bau bis zum Rückbau verursacht, was sich positiv auf den Geldbeutel der Bewohner auswirkt. Zudem haben umweltfreundliche Materialien einen positiven Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlbefinden. Ebenfalls können verschiedene Kredite und Förderungen beim nachhaltigen Bauen in Anspruch genommen werden. 

Was sind nachhaltige Baustoffe?

Vorrangig handelt es sich bei nachhaltigen Baustoffen um diejenige, die bereits seit hunderten von Jahren beim Hausbau verwendet werden. Dazu zählen Holz, Ziegelsteine, Lehm, Ton und Schilf.

Was sind Beispiele für nachhaltige Architektur?

Preisträger für nachhaltige Architektur finden sich bereits in einigen Städten Deutschlands. Unter ihnen befindet sich das Projekt WagnisART in München, ein Wohnkomplex mit über 300 Wohnungen und Wohn-Clustern. Auch SKAIO in Heilbronn, welches 2019 als höchstes Holzhochhaus Deutschland bezeichnet wurde, erhielt eine Auszeichnung für seine Nachhaltigkeit.